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Silvester in Wien - Teil 1: Eine Reise durch traditionelle Bräuche und Feierlichkeiten


Prosit Neujahr und einen guten Rutsch! Aber wieso eigentlich? Und wer war Silvester?

Alljährlich, wenn sich das Jahr am 31. Dezember dem Ende zuneigt, verabschieden wir uns vom „alten Jahr“ -wir lassen alte Lasten hinter uns und begrüßen mit vielen Traditionen den Jahreswechsel; mit den Liebsten wird fröhlich bis in den 1. Januar hinein gefeiert und wir freuen uns auf neue Aufgaben, neue (oftmals alljährliche) Vorsätze und Herausforderungen. 

 

Dass viele unserer Traditionen weit zurückreichen und viele Bräuche schon jahrhundertealt sind, ist uns dabei oftmals nicht bewusst. 

Wozu ist z.B. das Feuerwerk gedacht? Bleigießen (Alternative: Wachsgießen) ist zu Silvester in Wien genauso wenig wegzudenken, wie das Läuten der Pummerin um Mitternacht!
Aber wie sieht es in anderen Teilen von Österreich aus? Welche Traditionen sind neu, welche sind alt?

 

Wir haben uns gefragt, was es mit all dem auf sich hat und sind diesen Silvesterbräuchen und Neujahrstraditionen auf den Grund gegangen...

 

Der Abend vor Neujahr

Sekt zu Silvester: Eine Tradition, die seit der frühen Neuzeit besteht
Sekt zu Silvester: Eine Tradition, die seit der frühen Neuzeit besteht

Am Silvesterabend versammeln sich die Menschen mit ihren Freunden und ihrer Familie, um sich gemeinsam auf den bevorstehenden Jahreswechsel einzustimmen. Meist wird dies von einem Festessen – heutzutage oftmals mit Fondue oder Raclette – und Sekt begleitet.

 

Gutes Essen und gute Getränke galten jedoch seit jeher als magische Symbolik und Analogie zum „Gedeihen des neuen Jahres“.  

Ebenfalls wird zum Namenspatron des Fest Silvesters, nämlich Papst Silvester der Erste (Schutzpatron der Haustiere; verstorben am 31.12.335), für ausreichend Tierfutter und ein gutes Jahr angerufen. 

 

Der Brauch, Sekt zu trinken, geht auf die Frühneuzeit zurück: damals war der adeligen Gesellschaft dieses Getränk vorbehalten und hat daher bis heute in unserem Unterbewusstsein einen höheren Stellenwert als Wein.

 

Früher gab es in Wien auch den sogenannten Neujahrsstriezel, mittlerweile ist dieser Brauch wohl auf den Weihnachtsstollen übergegangen. 

Seit 1900 wird an Silvester traditionell in der Wiener Staatsoper die Operette „Die Fledermaus“ aufgeführt, die auch oftmals auf Leinwänden übertragen wird. 1990 kam in der Inneren Stadt der „Silvesterpfad“ hinzu; er ist stolze 3,5 km lang und mit Sekt- und Essensständen gespickt. Neben den, bis um 2 Uhr in der Früh geöffneten, Gastronomiestätten verkürzen Bühnen, Open-Airs, Straßenkünstler und Tanzzelte die Wartezeit bis Mitternacht und sorgen für gelungene und ausgelassene Unterhaltung. Parallel dazu finden in Wien, z.B. am Rathausplatz und vor dem Schloss Schönbrunn, sogenannte Silvester- und Neujahrsmärkte statt, die bereits am 27. Dezember beginnen und bis 6. Januar besucht werden können.

 

Wenn der Jahresausklang im eigenen Heim gefeiert wird, darf meistens die TV-Übertragung von „Dinner for One“ nicht fehlen, das traditionell seit 1963 im Fernsehen übertragen wird. Jedoch war es lange nur im deutschsprachigen Raum Tradition und wird heuer erstmals im britischen Fernsehen ausgestrahlt. Zusätzlich wird die als mittlerweile Klassiker angesehene Silvester-Folge von „Ein echter Wiener geht nicht unter“ im Programm angeboten und immer wieder gerne angesehen.

Silvester- der Ursprung seiner Bräuche

Aber kommen wir zur Frage zurück, warum wir das neue Jahr mit einem bunten Feuerwerk starten; traditionell wurde Neujahr in der Silvesternacht mit lautem und schillerndem Feuerwerk begrüßt, um böse Geister zu vertreiben und alte Laster hinter sich zu lassen. Diese sogenannten „Abwehrbräuche“ werden in vielen Gegenden unterschiedlich gehandhabt und lassen sich bis in die Frühneuzeit zurückdatieren. Vor allem in Österreich wird das neue Jahr in der Form von Feuerwerk „angeschossen“.

Ebenfalls gibt es auch die Tradition des Ansingens (früher vor allem an Türen schöner Mädchen) und des Anblasens (Turmblasen). 

 

In Niederösterreich wird der Silvester aus dem Haus gejagt
In Niederösterreich wird der Silvester aus dem Haus gejagt

 In Niederösterreich kannte man z.B. das Silvesterschlagen:

 

ein Brauch, um das alte Jahr zu vertreiben, wobei eine als behaarte verkleidete Gestalt, namens Silvester, in der „Hölle“ (= zwischen Mauer und Ofen) stehend ausharren musste und auf dem Kopf einen Kranz aus Mistelzweigen trug.

 

In der Mitte des Raumes wurde ebenfalls ein Tannenzweigenkranz aufgehängt; kam jemand zufällig unter diesem Kranz zu stehen, so gab es von dieser Gestalt einen „derben“ Kuss.

Nach Mitternacht wurde der Silvester mit den Tannenzweigen zur Tür hinausgejagt.

 

Weitere Bräuche dieser Art sind z.B. die Perchtenläufe, die heutzutage bereits im November beginnen und bis zum Dreikönigstag stattfinden.

Die Perchten, ausgestattet mit einer Glocke, treiben so den Winter bzw. das alte Jahr aus.

 

Zu Silvester in Wien haben wir auch noch unsere allseits geliebte Pummerin: sie ist die zweitgrößte Glocke Westeuropas und wird zu Neujahr im Turm des Stephansdoms geläutet. Der Klang ihrer Glocke hallt dabei über ganz Wien und läutet so das neue Jahr freudig ein. Sie wird auch

„die Stimme Österreichs“ genannt und gilt als Symbol des Friedens und der Liebe und dringt durch ihren unverkennbaren Klang tief in die Herzen der Menschen ein.

Die erste Pummerin wurde nach dem Auftraggeber Kaiser Joseph I. „Josephinische Glocke“ benannt, jedoch wurde sie leider während dem Zweiten Weltkrieg zerstört und so wurde im Laufe der 50er Jahren eine neue Pummerin gegossen. Ihren bis heute gebräuchlichen Namen verdankt die Glocke übrigens ihrem tiefen Klang (= pumpern). 

Alle Menschen in Österreich lauschen dank Übertragung dem Glockenläuten um Mitternacht und während die Pummerin im Hintergrund weiterläutet und die Musik des Donauwalzers von Johann Baptist Strauss ertönt, beglückwünschen wir uns gegenseitig mit „Prosit Neujahr“, lassen Sektkorken knallen, umarmen und küssen unsere Liebsten und überreichen uns Glücksbringer.

 

Die spinnen, die Römer!

Das alljährliche „Prosit Neujahr“ geht auf die Römer zurück, nur das sich damals die Neujahrswünsche fast den ganzen Jänner entlang zogen und sie sich auch noch Ende Januar gewünscht wurden.

 

Aber warum feiern wir den Beginn des neuen Jahres überhaupt am 1. Jänner? Dieser spannenden Frage werden wir uns morgen in unserem zweiten Teil des Silvester-Specials widmen. 

 

In diesem Sinne wünschen wir euch ein schönes, traditionsreiches Silvester und einen guten Rutsch ins neue Jahr! 

 

Euer ArchäoNOW-Team


Text:

Manuela Supan, BA.

Teil des ArchäoNOW-Teams und Studentin der "Urgeschichte und Historischen Archäologie" 

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