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Die Hexe von Wien: Eine fesselnde Reise in die düstere Welt der Hexenverfolgung und ihrer geheimnisvollen Geschichte


Ab wann galt man als Hexe? Diese Frage ist erschreckend einfach zu beantworten: es reichten bereits kleine Dinge, wie eine anonyme Anschuldigung, und man wurde als Hexe oder Hexer angeklagt. Nicht selten war das eine bequeme Möglichkeit, unliebsame, aber unschuldige, Personen aus dem Weg zu schaffen.

 

Einmal als Hexe/r angeklagt, war sein oder ihr Schicksal so gut wie besiegelt. Unter Folter wurde ein Geständnis erzwungen und wer, wie durch ein Wunder, die Pein überlebte und von der Anschuldigung der Hexerei freigesprochen wurde, führte ein Leben als gemiedener Außenseite. 

Der Teufelspakt: man verspricht dem Teufel seine Seele
Der Teufelspakt: man verspricht dem Teufel seine Seele

Die häufigsten Anklagepunkte in einem Hexenprozess waren der Teufelspakt, die Teufelsbuhlschaft, der Hexenflug, der Hexensabbat (Hexentreff) und der Schadenzauber, wobei der zentrale Punkt einer Hexenanklage der Pakt mit dem Teufel bildete. Der Vertrag zwischen Teufel und Hexe bzw. Hexer geht mit der Zuwendung zum Teufel und Abschwörung Gottes einher. Daher wurden Hexen/Hexer auch oftmals mit Ketzern gleichgesetzt.

 

Der Pakt hinterließ jedoch auch körperliche Spuren. Da man von nun an Besitz des Teufels war, wurde man auch als solcher gekennzeichnet: Knoten, Narben, Warzen, Muttermale oder körperliche Behinderungen sind nur ein paar Beispiele für damalige "Erkennungszeichen" von Hexen. 

Entgegen der allgemeinen Meinung, dass die Hexenprozesse im "düsteren Mittelalter" stattgefunden haben, fanden die meisten (dokumentierten) Hexenprozesse zwischen 1570 und 1690 statt - in der Neuzeit. Die letzte vermeintliche Hexe wurde 1793 im heutigen Polen hingerichtet. 

 

Im Vergleich zu den anderen Bundesländern des heutigen Österreichs fanden in Wien sehr wenige Hexenprozesse statt und nur eine dieser Anklagen führte zur Verbrennung der "Hexe"...

Das Schicksal der Hexe Elisabeth Plainacher

Elisabeth Plainacher, geborene Holtzgassner, wurde 1513 in Pielamund bei Melk geboren und hatte zwei Kinder: ihren Sohn Achatius und ihre Tochter Margareth. Margareth, die mit dem Bauern Georg Schlutterbauer verheiratet war, verstarb bei der Geburt ihres vierten Kindes. Am Sterbebett bat sie darum, dass das Kind Anna bei ihrer Großmutter aufwachsen soll. Da ihr Vater, Georg Schlutterbauer, ein gewalttätiger Trinker war, wuchs Anna tatsächlich bei ihrer Großmutter Elisabeth Plainacher auf. 

 

Als das Mädchen jedoch älter wurde, begann die Leidensgeschichte der Hexe Elisabeth Plainacher: da Anna das arbeitsfähige Alter erreicht hatte, wollte der Vater, bei dem das Mädchen seit kurzem lebte, sie als Arbeitskraft auf einen fremden Bauernhof schicken. Jedoch reagierte das Kind mit "hysterischen und krampfhaften Anfällen" und der Bauer beschuldigte Elsa (Elisabeth Plainacher) der Hexerei. Sie soll Anna und andere Mädchen aus dem Dorf verhext und dem Teufel versprochen haben. 

 

Die mittlerweile 70-jährige Elsa nahm die Androhungen zunächst nicht ernst und konterte, dass das Mädchen erst unter den Anfällen litt, seitdem es beim Vater am Hof lebte. Schlutterbauer begann jedoch die Anschuldigungen öffentlich zu machen: Elisabeth sei ja Protestantin, das alleine sei schon sehr verdächtig (Österreich war zur der damaligen Zeit zum größten Teil katholisch). Sie soll Anna zu lutherischen Messen mitgenommen haben, sie behext und dem Teufel zugeführt haben. Wie die meisten Frauen am Land, kannte sich auch Elsa mit der Kräuterheilkunde aus; ein weiteres Indiz dafür, dass sie eine Hexe sein musste. 

 

Zunächst versuchte Elisabeth noch die Vorwürfe abzuwehren, jedoch war die "Beweislast" zu schwer. Die vom Teufel besessene Anna wurde zunächst nach Mariazell sowie nach Sankt Pölten überstellt und in beiden Städten einem Exorzismus unterzogen. Als sich an ihrem Zustand nichts besserte, wurde sie nach Wien ins Bürgerspital gebracht. Um Annas arme Seele retten zu können, wurde sie in Wien von Bischof Johann Caspar befragt. Das etwas einfältige und naive Mädchen gestand daraufhin alles, was der Bischof hören wollte: In einem Glas hielt die Großmutter Fliegen und Schlangen, die sich in kleine Teufel verwandelten und sie (Elsa) hatte regelmäßig Besuch von einem schwarzen Mann, der bei ihr im Bett lag.

 

Verhext worden sei Anna durch Äpfel - ihre Großmutter zwang sie vier Äpfel zu essen, obwohl ihr schon sehr vor dem vierten grauste; danach begannen die (epileptischen) Anfälle. Von nun an war es klar: die Elisabeth Plainacher war eine Hexe und musste zur Rechenschaft gezogen werden. 

Der Hexenprozess

Plainacher wurde am Scheiterhaufen verbrannt (Symbolfoto)
Plainacher wurde am Scheiterhaufen verbrannt (Symbolfoto)

Elisabeth Plainacher wurde nach Wien ins Malefizspitzbubenhaus gebracht, wo sie "peinlich befragt" wurde. Durch eine grausame Tortur von Knochenbrüchen, inneren Blutungen und ausgekugelten Schultergelenken gezwungen, bekannte sich Elsa schlussendlich der Hexerei schuldig. Sie gestand alles, was man ihr in den Mund legte: einen Hexenflug über den Ötscher, Hagel- und Milchzauber, den abscheulichen Umgang mit dem Teufel, eine Hostienschändigung und sogar Kindsmord. Ebenfalls gestand sie, Anna durch Äpfel verhext zu haben.

 

Am 27. September brachte man sie zur Gänseweide, wo sie für ihre Verbrechen verbrannt werden sollte. Da sie durch die Folter nicht mehr aus eigener Kraft gehen konnte, wurde sie auf ein Holzbrett geschnallt und von einem Pferd zu ihrem Hinrichtungsplatz gezogen. Dort angekommen, wurde sie bei lebendigem Leibe verbrannt. 

 

 Elisabeth Plainacher wurden drei Faktoren zum Verhängnis: der Neid ihres Schwiegersohnes, der nach ihrem Ableben ihren Hof erbte, die Krankheit ihrer Enkelin (vermutlich Epilepsie) und ihr Glaube. 

 

Erst 1787 wurde durch Kaiser Joseph II. der grausamen Hexenjagd ein Ende gesetzt - bis zu diesem Zeitpunkt wurden in Europa zwischen 30.000 und 60.000 Menschen der Hexerei angeklagt und hingerichtet; allein in Österreich waren es 1.000 Menschen...

 

Heutzutage gibt es in Österreich keine Hexenjagd mehr, dennoch fürchten sich manche Menschen auch heute noch vor fremden Kulturen und/oder Menschen, die einfach etwas anders denken oder aussehen. Wir fänden es schön, wenn die Gesellschaft in Zukunft generell auf Unbekanntes offener und vor allem positiver reagieren würde.

 

Wir wünschen euch noch einen schaurigen Abend! 

 

Euer ArchäoNOW-Team


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Text:

Sarah Ambichl, BSc.

Teil des ArchäoNOW-Teams und Studentin der Anthropologie und Archäologie

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Kommentare: 1
  • #1

    dr. Christian lehner (Dienstag, 09 Juli 2019 09:49)

    Gratuliere

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