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Pranger, Bäckerschupfe und Tauchstuhl: Die vergleichsweise milderen Formen historischer Foltermethoden


Der heutige mit Anekdoten gewürzte letzte Blogeintrag zu den Foltermethoden ist nicht so eine schwere Kost wie die vorherigen und daher auch für Menschen mit einem empfindlicheren Magen leichter zu verdauen. Bis auf die Folterstühle widmen wir uns daher nicht den Leibes- und Körperstrafen, sondern den kleineren Schand- und Ehrstrafen. 

Die Folterstühle

Der Stachel- und Eisenstuhl

Der Stachelstuhl *
Der Stachelstuhl *

Die schmerzhaftesten Stühle waren wohl der Stachel- und Eisenstuhl. Der Stachelstuhl war komplett mit eisernen Stacheln gespickt und der zu „Befragende“ musste auf diesem Stuhl Platz nehmen. Zusätzliche Fesseln verstärkten die Qualen. Beim sogenannten „eisernen Thron“ oder „glühenden Stuhl“ wurden die Füße fest angekettet und die Hitze breitete sich dank dem Eisen auf den ganzen Stuhl aus.

 

So komisch es klingen mag, aber Ehr- und Schandstrafen sollten einen davon abschrecken, überhaupt Straftaten zu begehen. Im 13. Jahrhundert wurde zur Erniedrigung und öffentlichen Bestrafung des zänkischen Volkes gerne der „Kackstuhl“ verwendet – er wurde ähnlich wie der Pranger eingesetzt. Entweder, der zu Erniedrigende musste vor seinem eigenen Tor die Notdurft verrichten oder er wurde auf einem Stuhl in einem Wagen durch die Stadt paradiert, während er sich erleichtern musste.

Der Tauchstuhl

Der Tauchstuhl**
Der Tauchstuhl**

Besonders beliebt dürfte der Nachfolger gewesen sein, der Tauchstuhl, der vor allem in Großbritannien und den britischen Kolonien weit verbreitet war.

Wohlbemerkt, die Folter war ab dem 14. Jahrhundert in England offiziell verboten worden… der Beschuldigte wurde daher nicht gefoltert, sondern zur „Aussage bewegt“… kurzum: es wurde nur unter einem anderen Deckmantel weitergefoltert. Im Zuge der Renaissance und Aufklärung sprachen sich jedoch immer mehr gegen die Folter aus und in vielen europäischen Ländern wurde die Folter im Laufe der Zeit nicht nur offiziell verboten, sondern auch tatsächlich nicht mehr ausgeführt.

Der Tauchstuhl wurde nicht als Folter, sondern lediglich als Bestrafung angesehen. Auf den Stuhl wurden meist meckernde Frauen und alte Weiber gesetzt, man wollte das Weibsvolk durch diese Strafe wieder zur Vernunft bringen. Dabei wurde die Frau – sitzend gefesselt – ins Wasser, meist in einen Brunnen getaucht, bis sie sich wieder beruhigt hatte.

 

Später wurde der Stuhl technisch weiterentwickelt: durch einen Hebel konnte reguliert werden, wie weit der Gelynchte – auf einem Stuhl angebunden – ins Wasser getaucht wird. Der Tauchstuhl wurde immer mehr zu einem Instrument der Mob-Justiz und war schwer zu kontrollieren. Im 18. Jahrhundert ertrank dabei eine Frau, wofür sich der Bürgermeister vor Gericht verantworten musste.

Als Anekdote am Rande: der Kack- bzw. der Tauchstuhl waren vermutlich die Vorläufer des Toilettenstuhles und somit von unserer geliebten Toilette, auf die heutzutage sicher kaum jemand verzichten möchte! Das Foto zeigt gewisse Ähnlichkeiten, die nicht von der Hand zu weisen sind!

Die Bäckerschupfe - der etwas andere Stuhl

Die Bäckerschupfe***
Die Bäckerschupfe***

Die Bäckerschupfe bzw. -wippe wurde eingesetzt, wenn ein Bäcker schlechtes oder zu leichtes Brot verkaufen und somit einen Betrug begehen wollte.

 

Er wurde in einen Korb oder Käfig gesetzt, der durch einen Hebel gesenkt und gehoben werden konnte, dabei wurden manche – ähnlich wie beim Tauchstuhl – ins Wasser getaucht und manche nur über dreckiges Wasser gehängt, bis der Bäcker freiwillig ins schmutzige Wasser sprang.

Der Pranger

Der Pranger als Zeichen der Marktfreiheit****
Der Pranger als Zeichen der Marktfreiheit****

Der Pranger, auch Schandpfahl, Pranger- und Staupsäule genannt, als Instrument für die öffentliche Erniedrigung ist wohl die bekannteste Ehr- und Schandstrafe.

In Österreich galt der Pranger damals als das Wahrzeichen der Marktfreiheit bzw. -gerechtigkeit. Eine weitere Variante des Prangers war der Fasspranger. Der Verurteilte wurde in einem Fass zur Schau gestellt, welches mit Flüssigkeiten wie z.B. Urin, Blut usw. gefüllt war. 

 

Einem Menschen, der sein Eigentum durch Feuer verloren hatte, wurde damals das Recht des Bettelns zugesprochen. Wurde dieses Recht missbraucht, wurde dem falschen Brandbettler eine Schandtafel umgehängt, auf dem die Tat notiert wurde, und an den Pranger gestellt. 

 

Ein Bewerfen mit z.B. Obst und Eiern war unter den Bürgern bei allen Varianten des Prangers sehr beliebt.

Der Pranger wurde auch für Prügel- bzw. Körperstrafen verwendet, indem der Gefangene an den Pranger gestellt und mit der einfachsten Form der Folter – mit Schlägen – gezüchtigt wurde. Oftmals wurden Stöcke, Peitschen, Lederriemen, Birkenruten und sogenannte Staupen – mit Metallsplittern oder Steinen versehenes Birkenreisig – eingesetzt.

 

Eine schmerzhafte Folterart war das sogenannte Telefon, dabei wurde mehrmals gegen das Ohr geschlagen, bis das Trommelfell zerriss. Eine weitere Züchtigungspraktik war der Bastinado, auch Sohlenstreich genannt. Bei dieser Foltermethode, welche bereits im Alten Ägypten angewandt wurde, wurden auf den bloßen Fußsohlen Hieben ausgeführt. Schläge wurden auch mit speziellen Vorrichtungen systematisch durchgeführt, aber dieses Thema würde wiederum einen eigenen Blogartikel füllen, daher widmen wir uns wieder den Schandtaten.

 

Bei schlechtem Verhalten wurden neben dem Pranger auch sogenannte Schandgeigen und -masken angewandt. Schandgeigen wurden gerne für das streitsüchtige Frauenvolk eingesetzt, es gab neben den einfachen Schandgeigen auch Doppelschandgeigen. Durch Gewicht der Schandgeigen traten vorwiegend Durchblutungsstörungen auf. 

Die Schandmasken stellten meistens die Tat des Trägers dar, aber scheinbar wurden auch schlechte Charaktereigenschaften des jeweiligen Geschlechts hervorgehoben, bei Männern wurden z.B. gerne Sauschädelmasken verwendet und bei Frauen Masken mit einem großen Drachenmaul… Was die Menschen damals wohl damit ausdrücken wollten..?

Wenn's in der Ehe kracht

Streitende Eheleute wurden mittels der Marchtrenker Wiege bestraft. Vermutlich wurde das Ehepaar – zueinander gedreht – wie ein Fatschenkind gewickelt, in die Wiege gelegt und öffentlich zur Schau gestellt. Schadenfrohe Menschen durften die Wiege schaukeln. Ob diese Strafe den ehelichen Frieden wiederherstellte, lassen wir mal dahin gestellt sein… 

 

Auch der allseits – meist durch Filme – bekannte Keuschheitsgürtel fällt unter die Ehrenstrafe.

 

Nun sind wir am Ende unseres Kapitels angelangt und hoffen, dass ihr unsere hier vorgestellten Foltermethoden spannend und beklemmend zugleich gefunden habt. Es gibt noch viele weitere Folterarten, sodass wir natürlich nicht alle vorstellen konnten, doch allein diese reichen vollkommen aus, um zu zeigen, wie furchtbar, grausam und bösartig Menschen sein konnten! Halten wir uns diese Foltermethoden als Mahnmal vor Augen, um es nie wieder so weit kommen zu lassen.

 

In unserem nächsten Artikel nehmen wir die Lebensstrafen und ihre Hinrichtungsmethoden näher unter die Lupe! Auch das wird nichts für schwache Nerven sein…


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*Bildrechte "Der Stachelstuhl": https://www.holidaycheck.at/pm/bilder-videos-foltermuseum/0551bc58-dad0-3238-9523-aa1e40940c53/-/m/picture/mediaId/07045fe8-c0ea-3b2c-91be-c8d860fa82f9

**Bildrechte "Der Tauchstuhl": Kerrigan 2006, 92. (C) Fortean Picture Library

***Bildrechte "Die Bäckerschupfe": OÖ. Landesmuseum, Foto: Ernst Grilnberger

****Bildrechte "Der Pranger":  OÖ. Landesmuseum, Foto: Ernst Grilnberger


Text:

Manuela Supan, BA.

Teil des ArchäoNOW-Teams und Studentin der "Urgeschichte und Historischen Archäologie" 

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Kommentare: 2
  • #1

    aasd (Montag, 08 November 2021 10:21)

    asdasd

  • #2

    Jo (Samstag, 03 Juni 2023 00:55)

    "Eine schmerzhafte Folterart war das sogenannte Telefon, dabei wurde mehrmals gegen das Ohr geschlagen, bis das Trommelfell zerriss. "

    Könnten Sie bitte angeben, seit wann es das Wort "Telefon" gibt?
    Danke.

    Jo

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