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Ein Brief an das Christkind: Eine althergebrachte Weihnachtstradition


Als Kind haben wir wohl fast alle Ausschau nach dem Christkind gehalten und auf Briefpapier unsere größten Wünsche ganz aufgeregt hingekritzelt. Danach haben wir voller Euphorie und mit leuchtenden Augen das Fenster aufgemacht und den Brief auf das Fensterbrett gelegt. Natürlich jeden Tag gebannt nachgeschaut, ob der Brief schon geholt worden ist – und wirklich jedes Mal hat man gehofft, das Christkind dabei in flagranti zu erwischen! Aber leider ist das wohl niemanden von uns je gelungen… Umso größer war das Staunen, als manche der Wünsche wie durch Zauberhand tatsächlich unter dem Christbaum am Heiligen Abend lagen!

Der erste Brief ans Christkind

Heutzutage ging diese Tradition leider ein bisschen durch die Digitalisierung verloren, da die Kinder einerseits immer früher erfahren, dass es das Christkind nicht gibt und andererseits schreiben die wenigstens Menschen heutzutage noch handschriftliche Briefe. Aber wann und warum entwickelte sich dieses Weihnachtsritual eigentlich?

 

Hierbei handelt es sich um eine recht junge Tradition – die ersten Briefe stammen aus dem 17. Jahrhundert, jedoch nicht in der Form, wie wir es heute kennen.

Damals wurden sogenannte Weihnachtsbriefe von den Kindern edel gestaltet (sogar Kupferstiche!), welche Dankesworte und Segenswünsche an die Eltern und Paten beinhalteten. Dazu gab es kunstvoll-verziertes Papier, das von Eltern, Lehrern oder Pfarrern gekauft worden sind. Inhaltlich bedankten sich die Kinder für die Erziehung und baten um den Segen Gottes. Ironischerweise geschah dies meist unter Aufsicht, um alles in Schönschrift zu Papier zu bringen, und musste auch auswendig vorgetragen werden. Ein Brief von Johann Hieronymus Jantzen aus dem Jahr 1782 beinhaltete beispielsweise folgende Zeilen: „Vater! Mit Entzücken nenn ich diesen Namen“.

Ich wünsche mir...

Im Laufe der Zeit änderten sich diese Wunschzettel langsam, aber stetig. Es wurden z.B. Gedichte geschrieben, Wünsche symbolisch verarbeitet und Grüße an das Christkind gerichtet. Die heutigen Wunschzettel entwickelten sich um 1850 – zu Beginn der Zweiten Industriellen Revolution. Die elterlichen Segenswünsche wurden immer mehr durch persönliche Wünsche ersetzt und die Möglichkeit der maschinellen Massenproduktion trug ihr Übriges dazu bei. Apropos, einer der ersten Briefe an Santa Claus ist aus dem Jahr 1874! In Europa wurden Briefe sowohl an das Christkind als auch an den Weihnachtsmann geschrieben, je nach Region.

 

In Österreich haben sich z.B. Briefe an das Christkind aus dem Jahr 1909 und 1915 von adeligen Kindern erhalten. Während der aus 1909 eine lange Liste mit Spielzeug beinhaltet, möchten wir euch den aus 1915 zeigen, ein einzigartiges geschichtliches Zeugnis, dass das Wesen der damaligen Zeit sehr interessant und nachdenklich widerspiegelt. Dies trifft generell auf alle Wunschzettel zu!

Kolorierter Wunschzettel Albrechts von Urach (1903 - 1969) von 1915*
Kolorierter Wunschzettel Albrechts von Urach (1903 - 1969) von 1915*

Übrigens, in Oberösterreich, Steiermark und Tirol gibt es z.B. ein eigenes Christkindl- bzw. Engerlpostamt, an dem Briefe abgegeben und sogar beantwortet werden! 

 

Auch als Erwachsener sollte man niemals das Wünschen aufgeben und wer weiß – so mancher Wunsch geht zu Weihnachten sicherlich in Erfüllung! 

 

Zum Abschluss haben wir noch zwei Wunschzettel für euch, aus dem Jahre 1935 bzw. 1960.

Wunschzettel aus dem Jahr 1928 von Marianne Adlers** Auf der Rückseite steht "Ich werde fleißig lernen und brav sein"
Wunschzettel aus dem Jahr 1928 von Marianne Adlers** Auf der Rückseite steht "Ich werde fleißig lernen und brav sein"
Wunschzettel ca. aus dem Jahr 1960 von Beate***
Wunschzettel ca. aus dem Jahr 1960 von Beate***

Wir wünschen euch viel Spaß beim Schreiben eures Wunschbriefes! 

 

Euer ArchäoNOW-Team


*Bildquelle: https://www.landesarchiv-bw.de/web/48024

**Bildquelle: Weihnachtshaus Husum, Sammlung Alix Paulsen

***Bildquelle: Weihnachtshaus Husum, Sammlung Alix Paulsen


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Text:

Manuela Supan, BA.

Teil des ArchäoNOW-Teams und Studentin der "Urgeschichte und Historischen Archäologie" 


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