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Die Geschichte der Quarantäne: Ein Blick in die Vergangenheit und ihre Bedeutung heute


Quarantäne – seit Beginn der Pandemie ist das Wort in aller Munde. Neben der linguistischen Diskussion der richtigen Aussprache haben wir uns die Frage gestellt, woher das Wort selbst eigentlich kommt und was es für die Geschichte der Menschheit konkret bedeutet. 

 

Die Isolierung von kranken Menschen mit einer ansteckenden Krankheit und die Abtrennung zu den gesunden Menschen dient seit jeher dazu, stark ausbreitende Krankheiten einzudämmen, die noch nicht erkrankte Gesellschaft zu schützen und ist weder eine Erfindung der Neuzeit noch des Mittelalters. 

Crashkurs Linguistik- Aussprache mit K oder Q?

Quarantäne bedeutet 40 Tage
Quarantäne bedeutet 40 Tage

Viele nehmen an, dass das Wort Quarantäne aus dem Italienischen stammt. Jedoch kommt es ursprünglich aus dem Lateinischen quadraginta und bedeutet vierzig, erst danach wurde es vom Italienischen übernommen, quarantena, im Französischen quarantaine, und hier kommen wir auch schon zur eigentümlichen Aussprache, die neuerdings im Fernsehen zu hören ist – nämlich „Karantäne“. Das ist auf das französische Wort zurückzuführen, da dort qu als k ausgesprochen wird und Französisch damals fast in ganz Europa gesprochen wurde. Quarantaine und quaranta giorni bedeuten konkret vierzig Tage. Wieso das so ist, erfährt ihr gleich ;)

Quarantäne in der Spätantike

Je mehr Menschen an einem Ort leben, desto höher ist die Gefahr einer Verbreitung von Infektionskrankheiten
Je mehr Menschen an einem Ort leben, desto höher ist die Gefahr einer Verbreitung von Infektionskrankheiten

In der Steinzeit war eine sich ausbreitenden Pandemie faktisch nicht vorhanden, da die Menschhen damals in relativ kleinen Gruppen zusammenlebten und allenfalls nur die entsprechende Population infizieren konnten. Erst mit der Antike erhöhte sich die Verbreitung von Infektionskrankheiten.

 

In der Spätantike wütete ab 541 nach Christus die sogenannte Justinianische Pest, Vorfahre des Schwarzen Tods. Kaiser Justinian setzte schon damals verschärfte Maßnahmen und verhängte das Gesetz der Isolation von Infizierten und Menschen, die aus infizierten Regionen einreisten. Apropos: Das Pestbakterium konnte bereits für vor etwa 4.000 Jahren nachgewiesen werden.

 

Schon im Alten Testament wird dazu angeraten, Leprakranke von der Gesellschaft zu isolieren – sie wurden sogar aus den Städten vertrieben. Das Konzil von Lyon setzte diese Maßnahmen 583 n. Chr. um. 

 

Im Osmanischen Reich existierten bereits recht früh freiwillige Quarantäne-Gemeinschaften. 1307 gab es erstmals eine unfreiwillige Krankenhaus-Quarantäne in Damaskus, 1431 wurde dann ein eigenes Leprakrankenhaus errichtet.

Bereits 1348 verhängte Venedig 40 tägige "Quarantäne" für Schiffe
Bereits 1348 verhängte Venedig 40 tägige "Quarantäne" für Schiffe

1348 entwickelte Venedig weltweit das erste institutionalisierte Quarantänesystem

Schiffe mussten 40 Tage in der Lagune Venedigs warten, bis sie an Land angelegen durften. Diese verschärften Maßnahmen wurden aufgrund der wütenden Pestilenz durchgeführt. Die ursprünglich 30 Tage wurden auf 40 Tage erhöht, denn schon damals wusste man die entsprechende Inkubationszeit der Pest und wollte sichergehen, dass niemand auf dem Schiff erkrankt ist. Die Verlängerung auf 40 Tage hatte vermutlich auch religiöse Gründe. 

Ursprung heutiger Quarantäne-Maßnahmen

Die in heutiger Zeit durchgeführten Maßnahmen sind eigentlich aus 1770, denn da erließ Kaiserin Maria Theresia das sogenannte „Sanitätshauptnormativ“, in welchem die wichtigsten Vorgehensmaßnahmen bei Pandemien beschrieben werden: neben Quarantäne und Isolierung ist vor allem die Distanzhaltung zu anderen Personen zu bewahren, die Hände zu waschen und auch die Meldepflicht von Erkrankungs- und Todesfällen. Seit 250 Jahren bewährt sich diese Vorgehensweise also erfolgreich.

Historische Pandemien im Vergleich zu heute

Dass das öffentliche Leben von einem Virus beeinflusst und teilweise lahmgelegt wird, ist ebenfalls bereits aus der Geschichte bekannt. Beispielsweise musste 1831 aufgrund der Cholera asiatica die 10. Tagung der Gelehrtenvereinigung verschoben werden, da die Cholera Wien erreicht hatte. Im Sommer 1832 wurde sie dann abgehalten. Diese vollkommen neue Krankheit kam damals aus Asien nach Mitteleuropa.

 

Auch der Pockenausbruch im 18. und 19. Jahrhundert erinnert an das Coronavirus, da es ebenfalls ein Virus und eine hochansteckende Infektionskrankheit war, bei dem sich damals die Quarantänemaßnahmen bewährt haben.

Anders als früher haben wir eine funktionierende medizinische Versorgung
Anders als früher haben wir eine funktionierende medizinische Versorgung

Eines sei jedoch gesagt: das Coronavirus ist nur bedingt mit historischen Seuchen vergleichbar, weil die heutige Gesellschaft und entsprechende Versorgung eine völlig andere ist.

 

Die Spanische Grippe war beispielsweise gegen Ende des Ersten Weltkrieges ausgebrochen. Ihr könnt euch die medizinische Versorgung vorstellen: völlig ausgelasteten Lazaretts, Soldaten-Truppen wurden in Schiffen, Zügen etc. zusammen verfrachtet – war einer krank, steckte er die restliche Armee an. Dasselbe galt für die Schützengräben. Die Maßnahmen einer Quarantäne waren einfach nicht gegeben, von der medizinischen Versorgung mal ganz zu schweigen. 

 

 

Heute haben wir das Glück, dass in den meisten Ländern ein guter Ernährungszustand herrscht und die medizinische Vernetzung weit fortgeschritten ist. Somit sind wir von den Ausmaßen historischer Pandemien weit entfernt. Wir müssen also zusammenhalten, uns gegenseitig unterstützen – gemeinsam ist es machbar, diese Krise so gut als möglich und auch schneller zu überstehen.

 

In diesem Sinne: passt gut auf euch auf und bleibt gesund!

 

 

Euer ArchäoNOW-Team


Text:

Manuela Supan, BA.

Teil des ArchäoNOW-Teams und Studentin der "Urgeschichte und Historischen Archäologie" 

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