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Handgestochene Tattoos - Erinnerungen für die Ewigkeit


Seit Jahren sticht sie Tattoos, welche von prähistorischer Kunst inspiriert sind und nun kommt die Berliner Handpoke Tattoo-Künstlerin Rhoda nach Wien und tätowiert bei ArchäoNOW.

Die nicht so junge Geschichte der Tattoos

Māori Portrait - Gottfried Lindauer
Māori Portrait - Gottfried Lindauer

Körperkunst und Tattoos zählen mit zu einer der ursprünglichsten Arten, sich auszudrücken. Tattoos sind feste Bestandteile von Kulturen und reichen schon viele Jahrtausende zurück, was Mumienfunde von der ganzen Welt und noch bestehende Kulturen mit überlieferten Tattoo-Riten beweisen. Sie tragen dazu bei, sich als Individuum zu bestimmten Gruppen, Religionen und Gemeinschaften zugehörig zu fühlen. Manche Tattoos werden auch als medizinische Eingriffe interpretiert und auch als solche heute noch durchgeführt. Gute Beispiele für kulturelle Tattoos sind die der Inuit, Maori, andere Third Nation Tribes oder aber religiöser Gemeinschaften, die sich unter anderem über ihre Tattoos identifizieren.

Die Techniken sind dabei verschieden. So gibt es neben den handgestochenen Tattoos, für die man heutzutage eine normale Tattoowier-Nadel in die Hand nimmt, die prähistorischen und noch praktizierten Formen des Tebori (Japan), Technicken des Kiri Tuhi und Ta Moko (Neuseeland und Pazifische Inseln) und das so genannte "Tunniit" (Inuit). Die Nadeln wurden in der Regel aus organischen Materialien wie Knochen, Dornen oder Flint und die Tinte meist aus pflanzlichen Säften oder Ruß und Kohle hergestellt.

Ötzis Tattoos (Credit: Südtiroler Archäologiemuseum)
Ötzis Tattoos (Credit: Südtiroler Archäologiemuseum)

Die ältesten Nachweise von prähistorischen Tattoowierungen sind die Tattoos von dem im österreichischem Ötztal gefundenen Bronzezeit-Mann "Ötzi", welcher auf 3359 und 3105 v. Chr. datiert wird. Er weist 61 Tattoowierungen an verschiedenen Körperstellen auf. Diese werden aufgrund ihrer auffälligen Platzierung an Körperregionen, die häufig schmerzen, als Akupunktur-Punkte interpretiert,welcher in der Wissenschaft als medizinischer Hintergrund gedeutet wird.

Was ist der Unterschied zwischen handgestochen und von der Maschine gestochenen Tattoos?

Im Prinzip unterscheiden sich beide Tätowiertechniken in mehreren Punkten. Die Haltbarkeit und der Prozess, wie die Farbe in die Haut kommt, sind identisch. Jedoch ist die Farbabgabe eine andere, denn das Stechen mit der Hand dauert zwar weitaus länger, ist jedoch wesentlich sanfter zur Haut.

Handgestochene Tattoos sind sanfter zur Haut (Credit: rhoda.tattoo)
Handgestochene Tattoos sind sanfter zur Haut (Credit: rhoda.tattoo)

Zum Vergleich: eine Maschine schafft bis zu 120 Stiche die Sekunde, bei handgestochenen Tattoos liegt man bei 1 bis 10 Stiche die Sekunde. Das langsamere Stechen mit der Hand trägt dazu bei, das die Tattoos viel schneller und unkomplizierter verheilen. Sie jucken weniger, sind weniger gereizt und regenerieren sich schneller, weil die Haut nicht so stark beansprucht wird. Theoretisch kann man direkt nach einer handgestochen Session ohne Probleme duschen gehen und sogar, je nach gestochenem Motiv, nach zwei bis drei Wochen wieder Sport machen. Ansonsten sind die Bedingungen der Heilung die gleichen, wie bei Tattoos, die mit der Maschine gemacht sind. Es gibt allerdings von Künstler zu Künstler verschiedene Herangehensweisen, je nach Technik, Motiv und eigenen Präferenzen.

Vom Originalfund zum Tattoo von Rhoda
Vom Originalfund zum Tattoo von Rhoda

Was die Motive betrifft, so ist man bei handgestochenen Tattoos natürlich etwas eingeschränkter, da für manche Techniken einfach eine Maschine von Nöten ist, um den gewünschten Effekt zu erzielen. In Rhodas Augen haben handgestochene Tattoos den besonderen Reiz, dass sie organischer und wirken, als die mit einer Maschine gemachten Tattoos, was sie auch in ihrer Arbeit sichtbar machen möchte.

Rhodas Ansatz und Ziel

Im Gegensatz zu den oben genannten noch bestehenden Kulturen haben wir, als Zentraleuropäer, nur minimal bis keine einheitliche Tattoo-Kultur mehr überliefert. Genau das motiviert die Künstlerin und studierte Restauratorin für archäologisches Kulturgut dazu, wieder ein Gemeinschaftsgefühl zu schaffen. Sie will uns mit ihren Motiven, die von europäischen archäologischen Funden inspiriert sind, auf unsere Geschichte aufmerksam machen, uns die Möglichkeit geben, uns auf diese Weise wieder mit unserer Herkunft zu verwurzeln und ein tieferes Bewusstsein für unsere Identität zu schaffen. Hierbei legt sie großen Wert auf die Zusammenarbeit mit ihren Kunden und sorgt dafür, dass das Motiv mit dem Körper und den Bewegungen mitgeht und nicht gegen den Körper und seine natürliche Form arbeitet. Sie schafft, dass das Tattoo ein organischer Teil von dir wird, als wäre es schon immer da gewesen.

Zusätzlich interessiert sich Rhoda auch für die alten Tattoowier-Techniken und hat bereits im Selbsttest experimentalarchäologisch Tinte aus Ruß und Kohle hergestellt und damit  tattoowiert. Durch das Rekonstruieren alter Techniken erhofft sich Rhoda einen engeren Bezug zu unserer Vergangenheit zu erlangen und dieses Wissen und Gefühl dafür weiter geben und vermitteln zu können.


Text:

Tattoo-Künstlerin rhoda.tattoo

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